"Friede sei mit allen" – dieses von einer Solistin vorgetragene Lied schuf eine Stimmung, auf die unser Bischof zunächst einging. Wie wichtig ist eine solche innere Verfassung gerade in unseren Zeiten für, um es mit Bonhoeffer zu sagen, "aufgeschreckte Seelen".
Jakobus beschränkt in dem vorgelesenen Textwort "Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt erhalten" Gottesdienst nicht auf die Versammlung in der Kirche. Ohnehin erscheint eine Formulierungen wie "xyz hält einen Gottesdienst" nicht ganz passend. Auch die Gemeinde trägt nämlich durch Gebet und ihre Erwartung wesentlich zu einem Gottesdienst im Sinne von Versammlung bei.
Das Bibelwort erweitert den Gottesdienstbegriff um einen Dienst, den Gläubige auch außerhalb von kirchlichen Versammlungen erfüllen können und auch sollen. Apostel Paulus nennt das in seinem Brief an die Römer einen "vernünftigen Gottesdienst" (Römer 12, 1). Wie wir diesen Dienst erfüllen können, kennzeichnet der Bischof anhand des Textwortes:
"Waisen und Witwen" meint Hilfsbedürftige oder Traurige, denen wir ein glaubwürdiges Vorbild sein wie auch nach unseren Möglichkeiten tätige Unterstützung bieten können. Auch wollen wir um ein Herz beten, das innere Not oder Orientierungslosigkeit fühlt. Solchen wollen wir uns zuwenden, wie dies die Freunde Hiobs taten. Sie besuchten ihren hilfsbedürftigen Freund, saßen sieben Tage und Nächte mit ihm auf der Erde - und schwiegen. Der Bischof: "Schweigen ist oftmals besser als plappern – es müssen ja nicht sieben Tage sein!"
Bedeutet "unbefleckt" ohne Sünde sein? Nein! Sündlos zu sein gelingt uns ebenso wenig wie "dem Teufel und all seinem Werk und Wesen zu entsagen". Daraus aber den Schluss zu ziehen, die Dinge laufen zu lassen, wäre falsch. Mit allen Kräften Versuchungen zu widerstehen, die Sünde zu meiden, das ist die Haltung, die unseren Gottesdienst "vernünftig" macht. So wird unser Dienst glaubwürdig, überzeugend und bleibt frei von Weltfremdheit.