Mit dem Projekt „Stadt-Historiker“ möchte die Stadt Bad Homburg Menschen dazu animieren, ein stadthistorisches Thema ihrer Wahl zu erforschen und öffentlichkeitswirksam aufzubereiten und somit einen Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes leisten. Aus über ein Dutzend Bewerbungen von geschichtsinteressierten Bürgerinnen und Bürgern hat eine sechsköpfige Jury nun vier Projekte zur Förderung ausgewählt. Eines der prämierten Themen hat auch mit den Anfängen der Neuapostolischen Kirche in der Kurstadt vor 100 Jahren zu tun.
Im letzten Jahr stieß ein Mitglied des Geschichtlichen Arbeitskreises Gonzenheim eher zufällig auf eine sehr umfangreiche Sammlung von alten Feldpostbriefen aus dem Ersten Weltkrieg. Wie sich im Laufe der anschließenden Recherchen herausstellte, stammen die Briefe von Martin Wagner und seiner späteren Ehefrau Ottilie Meireis. Beide waren Gründungsmitglieder der neuapostolischen Kirchengemeinde in Bad Homburg, er später dann der erste Priester und Vorsteher der jungen Gemeinde (wir berichteten über diese historische Liebesgeschichte und die Hintergründe zu den aufgetauchten Feldpostbriefen).
Im Rahmen der erstmals von der Stadt Bad Homburg durchgeführten Initiative „Stadt-Historiker“, bewarben sich Heinz Humpert, Vorstandsmitglied im Geschichtlichen Arbeitskreis Gonzenheim und Christa Fink, Mitglied im Arbeitskreis, um die Förderung ihres Projekts. Mit der Verleihung des Titels „Stadt-Historiker“ dürfen sich die beiden nun über eine Unterstützung durch die fachliche Begleitung und finanzielle Förderung durch den Magistrat der Stadt Bad Homburg freuen.
Wir haben mit Christa Fink, die auch Mitglied der neuapostolischen Kirchengemeinde in Bad Homburg ist, über das Projekt und die Auszeichnung gesprochen.
Liebe Christa, ganz herzlichen Glückwunsch zur Ernennung zur „Stadt-Historikerin 2021“ durch die Stadt Bad Homburg. Wie war es für dich, als du von dieser Auszeichnung für euer Thema erfahren hast?
Christa Fink: Ich habe mich über diese Ernennung zur Stadt Historikerin riesig gefreut und die Jurymitglieder so großes Vertrauen in unser Projekt gesetzt haben. Da ich auf diesem Gebiet noch keinerlei Erfahrung habe, ist es für mich eine große Herausforderung und gleichzeitig auch Motivation unser Projekt weiter voranzutreiben.
Kannst du kurz beschreiben, worum es in eurem Projekt geht?
Christa Fink: Wir haben im vergangenen Jahr 844 Feldpostbriefe und Karten aus dem 1. Weltkrieg transkribiert, das heißt, sie aus der altdeutschen Schrift übertragen. Bei dieser Arbeit kamen wir auf die Idee ein Buch daraus zu machen. Außerdem wollen wir einige dieser Briefe in Form von Lesungen im Dialog in historischen Kostümen vortragen.
Was bedeutet die Förderung durch die Stadt Bad Homburg für euer Projekt? Wie hilft euch das?
Christa Fink: Der Förderbetrag durch die Stadt Bad Homburg von 800 Euro hilft uns bei der Finanzierung des Buches, sowie Anschaffung einiger technischer Dinge wie Mikrofone etc. Außerdem freue ich mich natürlich auch sehr über die ideelle Unterstützung durch die fachliche Begleitung des Themas durch die Projektkoordinatorin der Stadt und auch über den Austausch mit anderen Geschichtsinteressierten. Dass unser Feldpost-Projekt durch die Medienpräsenz der Initiative nun auch einer etwas breiteren Öffentlichkeit bekannt wird, ist ein weiterer Aspekt über den wir uns sehr freuen.
Was treibt dich an, dich ehrenamtlich mit einem solchen geschichtlichen Thema zu beschäftigen? Das kostet ja sicherlich auch viel Zeit.
Christa Fink: Ja, es kostet viel Zeit, ich arbeite seit Januar 2020 daran. Es macht große Freude, eine wunderbare Geschichte. Zumal sie ja auch im Bezug zu unserem 100-jährigen Gemeindejubiläum steht. Was mich besonders freut ist, dass der Sohn von Ottilie und Martin Wagner, der im September 100 Jahre alt wird, die Briefe seiner Eltern lesen kann und hoffentlich noch erleben darf, wenn wir einige davon bei einer Lesung vortragen werden. Das treibt mich an.
Wie ist der aktuelle Stand in eurem Projekt und wie geht es weiter?
Christa Fink: Wie schon gesagt, sind die Transkriptionen abgeschlossen und das umfangreiche Werk muss Korrektur gelesen werden. Anschließend werden wir inhaltsreiche Feldpostsachen auswählen, die sich für die angedachten Lesungen eignen, die die damalige Zeit widerspiegeln. Hierzu gehört beispielsweise das Verhältnis zwischen Mann und Frau und auch die völlig andere Sprache mit der miteinander kommuniziert wurde, etc.
Die Herausforderung für uns ist dabei, den umfangreichen Brief- und Kartenwechsel mit Höhen und Tiefen, Erwartungen, Sehnsüchten und heißen Liebesschwüren, entsprechend auf den Punkt zu bringen und emotional an die Zuhörer zu vermitteln. Da sind schauspielerische Fähigkeiten gefragt, die wir zu gegebener Zeit einüben werden.
In welcher Form sollen die Ergebnisse eurer Arbeit der Öffentlichkeit vorgestellt werden?
Christa Fink: Geplant sind wechselseitige Lesungen der Feldpostbriefe von Heinz Humpert und mir in historischer Kleidung, begleitet von einer Diavorführung der Feldpostkarten, sowie Präsentation der Fotos von dem jungen Liebespaar Ottilie und Martin.
Im Rahmen der geplanten öffentlichen Veranstaltung zum 100-jährgen Gemeindejubiläum (Anm. der Redaktion: Geplant ist die Jubiläumsfeier der Neuapostolischen Kirche in Bad Homburg am Wochenende 03.-05. September oder 10-12. September 2021) wollen wir in Form einer Lesung unser Buch vorstellen. Auch am „Gonzenheimer Wochenende“, falls es überhaupt wegen der Pandemie im Herbst stattfinden kann, haben wir vor zu lesen. Die erste Anfrage kam sogar schon von einem Pflegeheim. Ich denke es wird einige Möglichkeiten geben. Man muss dann auch mal schauen, wie es beim Publikum ankommt. Außerdem werden wir von der Stadt Bad Homburg diesbezüglich begleitet. Ende April wird es einen ersten Workshop dazu geben. Wir sind sehr gespannt.
Liebe Christa, herzlichen Dank für das Gespräch. Euch weiterhin viel Freude und Erfolg mit eurem Projekt. Wir bleiben an dem Thema natürlich auch dran und freuen uns schon auf die Vorstellung eurer Ergebnisse.
Kaiser Wilhelms Bad im Kurpark Bad Homburg
16. März 2021
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