Am Gemeindesonntag, am 6. August 2023 führte Bischof Jürgen Kramer den Gottesdienst in Frankfurt-Höchst durch. Dem Gottesdienst lag ein Bibelwort aus einem kürzlichen Gottesdienst des Stammapostels zugrunde: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lukas 12,32).
Nach dem Chorlied (Nr. 333) „Ich hab dich je und je geliebt“, dankte Bischof Kramer dem Chor für die Erinnerung an die unendliche Liebe Gottes. Gott werde die Menschen nie verlassen, sondern sei und werde immer nahe sein. Das Wesen Gottes sei nicht wechselhaft, sondern bestehe ausschließlich aus Liebe und Treue. Aus seinem Wesen heraus könne Gott nicht anders, als sich seinen Kindern grenzen- und bedingungslos zuzuwenden. Nicht immer spüre man dies: Als Hiob alles verlor, klagte er Gott an und machte ihm Vorwürfe. Der Bischof wünschte, dass man den Gedanken „Gott liebt dich und bleibt immer bei dir“ auch in die nächsten Tage mitnehmen möge.
Merkmale der „kleinen Herde“
Der Stammapostel diente vor zwei Wochen mit dem Bibelwort einer Gemeinde von 26.000 Gläubigen - in einer Stadt mit 1,2 Millionen Einwohner. Der Bischof übertrug die Menge auf die Stadt Frankfurt und stellte fest, dass dort eine große Gemeinde anwesend war, aber dennoch galt auch ihr die Worte: Fürchte dich nicht, du „kleine Herde“. Aber was ist das Merkmal „der kleinen Herde“? Es sei nicht allein entscheidend, ob man getauft, versiegelt sei oder die Gottesdienste besuche, sondern, dass im Herz des Gläubigen etwas passiere, wenn Gott zu ihm spricht und dass man als Christ seinen Glauben lebe.
Reich Gottes – gegenwärtig und zukünftig
Gott hat Gefallen daran, gläubigen Christen „das Reich zu geben“. Auf der einen Seite sei damit das zukünftige Reich Gottes gemeint und auf der anderen Seite sei mit dem Wirken Jesus Christus das Reich Gottes auf die Erde gekommen. In einem früheren Gesangbuch gab es das Lied „Wo find ich Jesum?“, in dem hieß es „[…] in den Geschwistern, in der Gemeinde naht er [Jesus] dir;“. In einer Gemeinde, in der sich alle an Jesus Christus ausrichten und von ihm erfüllt sind, sei Gott erlebbar. Der Bischof hoffe, dass in den Gemeinden Jesus immer greifbar sei und sie sich nie zu einer reinen Organisation entwickeln werden.
Bischof Kramer bat eindringlich, dass das zukünftige Reich Gottes nicht nur ausschließlich im Katechismus verankert sei, sondern auch in den Herzen eines jeden einzelnen Gläubigen. Er betonte, dass das Wiederkommen des Herrn, sich nicht an äußerlichen Zeitpunkten einordnen ließe: auch der Krieg in der Ukraine sei kein Indiz dafür. Man möge weiter die Bitte nach dem Wiederkommen des Herrn ins Gebet legen und aktiv am Warten bleiben.
Klein bleiben vor Gott
„Klein bleiben“, nicht weil man vielleicht „ach so schlecht“ sei, sondern „im Herzen klein vor Gott“, der jedem Gaben geschenkt habe. Jesus sprach zu seinen Jüngern, als sie aushandeln wollten, wer wohl der Größte sei: „Der Größte unter euch soll sein, wie der Jüngste und der Vornehmste wie ein Diener.“ (Lukas 22,26). Das Messen und Vergleichen mit dem Nächsten gelte es abzulegen, denn dabei sei immer der Teufel im Spiel: Entweder entstehe Eifersucht, wenn man feststelle, dass der andere „schönere Gaben“ habe als man selbst oder man sei wie der Zöllner aus dem Gleichnis Jesus (siehe Bericht: "Apostel bricht eine Lanze für die Pharisäer")
Jesus stellte einmal ein Kind in die Mitte und sagte zu seinen Jüngern: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Matthäus 18,3). Kleine Kinder seien nicht berechnend in ihrem Handeln. Ein kleines Kind vertraue seinem Vater und sei sich sicher „Mein Papa kann alles.“. Unter dem Blickwinkel, dass der himmlische Vater fehlerlos, weise und allmächtig ist, gelte es klein zu bleiben wie ein Kind.
Der Bischof zeigte noch ein weiteres Bild auf: Wie die Schafe, die die Stimme ihres Hirten erkennen und nachfolgen, möge man Jesus nachfolgen und ihm ähnlicher werden. Eine Schafherde kennzeichne jedoch noch mehr: sie unterstützen sich gegenseitig. Bischof Kramer beschrieb eine Begebenheit aus Kreta: Bei sengender Hitze, drückte sich eine Schafherde eng aneinander und stand regungslos und still da. Ein Schäfer erklärte ihm, dass die Schafe sich so gegenseitig abkühlen und sich so die Hitze erträglich machen. Übertragen auf den Glauben, gelte es in der „Hitze der Bedrängnis“ - egal in welcher Form - nicht davon zu laufen, sondern zusammenzulaufen.
„Fürchte dich nicht“
Im letzten Teil der Predigt berichtet Bischof Kramer von einer Erzählung eines Bezirksamts aus einem Nachbarbezirk: Während einer Safari in Afrika, saßen abends die Teilnehmer mit ihrem Fremdenführer an einem Feuer beisammen. Als die Gruppe das Brüllen der Löwen hörte, kam es zur Unsicherheit und Irritation. Der Fremdenführer beruhigte sie, indem er ihnen erklärte, dass Löwen nie dorthin kämen, wo das Feuer ist.
Der Bischof sagte, er wisse nicht, ob dies generell bei Löwen so sei, aber er übertrug dieses schöne Bild ebenfalls auf den Glauben: In der aktuellen Zeit sei es nicht so, dass man sorgenlos durch das Leben gehe. Auch jüngere Menschen beschäftigten sich mit der Zukunft. Der Gedanke: „Wie geht es weiter?“ könne Angst und Furcht auslösen. Das Böse zeige sich wie „ein brüllender Löwe“, aber Jesus versichert: „Fürchte dich nicht. Ich bin das Licht (das Feuer) der Welt“. An Jesus gehe der Böse nicht dran, da er gegen ihn schon einmal verloren habe. In der Nähe von Jesus brauche man sich nicht zu fürchten. Wer sich an Jesus Christus hält, dem gilt diese Zusage.
„Ich bin klein, mein Herz ist rein …“
Im Anschluss an die Hauptpredigt wurde Bezirksevangelist Peter Blum zu einem Predigtbeitrag gebeten. Der Bezirksevangelist erinnerte an das Eingangslied (Nr. 212) „Reiches Versprechen hat Gott gegeben“ in dem es heißt: „Auf deinem Weg zur herrlichen Heimat, will ich dich leiten mit meinem Aug.“. Dies beschreibe die Liebe des großen und ewigen Gottes zu den Menschen, dass er sich um ihn immer kümmern will und ihn immer begleiten wird. Folgender Gedanke möge jeder in seinen Alltag mitnehmen: „Gott, du bist immer bei und mit mir, egal was kommen mag. Und ich übergebe mich dir. Ich vertraue mich dir an. Ich möchte dich an keiner Stelle meines Lebens ausschließen. Mein Leben lang und darüber hinaus. Ich will dich immer bei mir haben.“.
Der Bezirksevangelist erinnerte sich an ein Kindergebet, dass er damals bei seiner Großmutter auswendig gelernt hat: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“ Man könne über dieses auswendiggelernte Gebet diskutieren, aber es helfe bei einer realistischen Selbstanschauung. Bei der Sündenvergebung könne man mit diesem kurzen Gebet klein und demütig vor Gott treten.
Bischof Kramer ging noch einmal kurz auf das „auswendig gelernte Gebet“ ein: „Wir haben manchmal wohl die Nase etwas hochgetragen, gegenüber Christen, die eine andere Gebetskultur haben als wir“, aber ein auswendig gelerntes Gebet sei nicht zwangsläufig ein sinnentleertes Gebet. „ich bin froh, dass wir ebenfalls ein Gebet auswendig können: das „Unser Vater“, so der Bischof. Er dankte auch allen Großeltern und Eltern, die nicht unserer Konfession angehören, die aber ihren Kindern das Beten beigebracht und so eine Grundlage des Glaubens ins Herz gelegt haben. Er betonte: „Wer in guten Zeiten das Beten nicht gelernt hat, kann es in schlechten auch nicht“
Fürchte dich nicht – Komm!
Auch bei der Sündenvergebung gilt der Satz: „Fürchte dich nicht“. Wenn man sich die Frage stelle: „Wie kann ich so unter die Augen Gottes treten?“, dem rufe Jesus zu: „Komm wie du bist. Sag Gott dein Missgeschick und bekenne deine Fehler. Fürchte dich nicht. Komm!“. Es sei nicht entscheidend, was die Umgebung von einem denke, sondern, dass man mit freiem Herzen zu Gott komme und ihm im Heiligen Abendmahl begegne. Gott sei für uns alle gleichermaßen da. Mit dem Lied „Wie bist du mir so innig gut“ stimmte sich die Gemeinde auf die Feier des Heiligen Abendmahls ein.
(aktuelle Bilder werden später ergänzt)
Bischof Kramer in Frankfurt Höchst
8. August 2023
Text:
Bärbel Bischoff
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